FreiFrau - Carola v. Seckendorff

FreiFrau - Carola v. Seckendorff

Wer wir sind

FreiFrau wurde von Carola von Seckendorff 2015 anlässlich der Entstehung ihres Stückes MutterHabenSein als künstlerisches Zuhause für ihre Inszenierungsarbeiten in der freien Szene gegründet. Als mit-konzipierende Partnerin und Produktionsleiterin steht ihr jeweils Cornelia Kupferschmid (künstlerische Leiterin von Fetter Fisch Performance / Theater) zur Seite. FreiFrau sucht jenseits des Stadttheaters nach freien, offenen, theatralen Formen und Themen. Die Arbeiten basieren auf langwierigen Vorbereitungs- und Recherchephasen, auf Mitwirkenden, die sich entweder als „Expert*innen des Alltags“ oder als Darsteller*innen mit der jeweiligen Thematik identifizieren und auf einem interdisziplinären Team, das auf Augenhöhe miteinander an dem jeweiligen Projekt arbeitet. Der inhaltliche Schwerpunkt dieser kollektiven Theaterarbeiten liegt bei Rechercheprojekten und biografischen Theaterarbeiten aus weiblicher Sicht. Die Themen werden anhand persönlicher Geschichten generiert, collagenartig dramatisiert und theatral aufbereitet. Im Vordergrund steht das Aufspüren weiblicher kollektiver Erfahrungshorizonte, über die Nähe zum Publikum direkt und sinnlich erfahrbar gemacht. Ein gemeinsamer "Erlebnisraum", der die Fokussierung des Themas unterstützt, vereint Darsteller- und Zuschauer*innen, stellt eine Verbindung zwischen den Themen und den Anwesenden her. Die Darsteller*innen bringen in die Arbeit ihre persönliche Wirklichkeit ein und übernehmen in der Präsentation jeweils "Patenschaften" für Menschen und deren Geschichten. 

BISHERIGE PROJEKTE

MenschMünsterMensch, Premiere April 2017, (als Koproduktion mit dem Kammertheater Der Kleine Bühnenboden) In drei Staffeln erzählten ganz normale Menschen zwischen 25 und 85 Jahren auf der Bühne ganz besondere Geschichten aus ihrem Leben, von Augenblicken oder Begebenheiten, die einen Wendepunkt ihres Lebens markierten. Münsteraner Musiker*innen durchwebten thematisch an den Geschichten orientiert die einzelnen Aufführungen. Cornelia Kupferschmid und Konrad Haller führten moderierend durch den Abend. 

24 Stunden Münster, ein theaterübergreifendes Stadtprojekt, (Premiere: 2. Oktober 2018 im WBT); Erstmals in der Theatergeschichte Münsters fand ein wahrlich ganztägiges Bühnenereignis statt, an dem alle Theaterhäuser und die freie Theaterszene beteiligt waren. Mit diesem theaterübergreifenden Stadtprojekt wurde erfolgreich der Versuch unternommen, künstlerische Brücken zu schlagen, neue Wege zu gehen und die Theaterschaffenden dieser Stadt in einem Theaterevent zu vereinen. Wir haben sichtbar und erlebbar gemacht, was diese Stadt ausmacht: von der städtischen Utopie der vermeintlichen Inselseligkeit Münsters bis zu Lebensbereichen, in denen es lange nicht so bequem und nett zugeht, wie es nach außen wirkt. Wir stellten uns der Herausforderung bestehende Kluften und die Diversitäten unserer Stadt aufzuspüren und auf die Bühne zu holen. Daraus hervorgegangen ist das Stadtensemble, welches nun durch die Neue Wege Förderung des Kultursekretariat NRW in den kommenden 3 Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem Theater Münster und dem Kulturamt eine tragfähige Infrastruktur entwicklen kann, um weiterhin in verschiedenen Zusammensetzungen label- und institutionsunabhängig Projekte und Festivals zu initiieren. 

Der Ordner, entwickelt als Teilprojekt von 24 Stunden Münster, seitdem als Gastspiel angefragt, vor allem in Bildungseinrichtungen und für Lehrveranstaltungen, wie zum Beispiel für die Schülerakademie im Franz Hitze Haus, die Deutsche Hochschule der Polizei und auch für „Dialoge zum Frieden“ im Rathausfestsaal. 

Stephanie Borgert bekommt von ihrer Großmutter einen Ordner mit Prozessunterlagen ihres Großvaters in die Hand mit den Worten: "Mach damit nach meinem Tod, was Du willst“.

Das Projekt hat das Originaldokument zur Grundlage. Darin trifft Stephanie auf den sehr lebendigen „Geist“ ihres Großvaters und stellt ihm die Fragen, die uns allen unter den Nägeln brennen.

Als Kriegsenkel stellen wir uns der nicht ganz leichten Aufgabe nicht zu vergessen und unsere vermeintlich private Geschichte zur Allgemeinen zu machen. Wir alle sind Teil dieser Geschichte, ob wir wollen oder nicht. Und es ist alles andere als ein „Vogelschiss“ und nichts ist nur schwarz oder weiß.  

Zu dem Stück ist zudem mit einer Förderung von Münster Marketing ein schulstundenlanger Film entstanden, der verschiedenen Bildungseinrichtungen angeboten werden soll. Ebenfalls ist eine Filmpremiere im Cinema geplant.

An allen anderen Tagen nicht, in Kooperation mit dem LebensHAUS und dem Johannes Hospiz, ebenfalls für 24 Stunden Münster entwickelt und dann als Gastspiel z.B. im Kammertheater Der Kleine Bühnenboden und im Pumpenhaus weitergespielt. Wenn ein Mensch ins Hospiz geht, weiß er in der Regel, dass dies zwar nun unwiderruflich der letzte Abschnitt seines Lebens ist, aber das auch dieser Abschnitt würdevoll, bewusst und intensiv gelebt sein will, jenseits von Intensivmedizin und Krankenhaussterilität. Eine Bewohnerin des Johannes Hospiz und eine Bewohnerin des LebensHAUS haben erzählt, über ihr Leben im Augenblick nahe dem Tod und vom Glück im Hospiz sein zu dürfen.

Gabriele Brüning stellt sich dieser Erzählung, reflektiert über die eigene Endlichkeit und macht mit großer Lebens- und Spiellust erfahrbar, dass Sterben die letzte Chance ist, das Leben und den Augenblick zu schätzen.

und hörte sagen - ein poetischer Antiterroranschlag in der Innenstadt Münsters während des vom Kulturamt initiierten Festivals POETRY 2019. Die Spieler*innen des Stadtensembles begaben sich unerkannt, nicht als Spieler*innen erkenntlich, jeweils „bewaffnet“ mit einem Gedicht auf einen poetischen Parcours durch die Innenstadt, mischten sich unters Volk und schufen poetische Begegnungen außerhalb des Alltagserlebens. 

MutterHabenSein. und denk. sie lebt und siehet dich, Premiere 2015, über 80 gespielte Vorstellungen in Münsters Kneipen, dem Theater im Pumpenhaus, den Emsdettener Theatertagen und dem Fringe Festival der Ruhrfestspiele Recklinghausen. MutterHabenSein wurde außerdem eingeladen zu Gastauftritten in unterschiedlichste Spielstätten über die Grenzen Münsters hinweg. Das Projekt wurde entwickelt und montiert aus Interviews mit den Müttern der Schauspielerinnen, der Schauspielerinnen selbst und deren Kindern. Entstanden ist ein biografisches Vexierspiel, in dem 5 Schauspielerinnen der Kriegsenkelgeneration eine Zeitreise zu ihren weiblichen Wurzeln bis hin zu den Geburten und den ersten Lebensjahren ihrer eigenen Kinder unternahmen, dabei wiedererkennbare Muster und sich ähnelnde weibliche Lebenslinien aufgespürt haben und innerhalb der letzten 5 Jahren einem breiten Publikum sinnlich erlebbar machen konnten. Die Resonanz auf diese direkte und unmittelbar berührende Arbeit war so stark, dass anwesende Zuschauer*innen sich jeweils nach den Vorstellungen ermutigt fühlten, uns nicht nur ein überschwängliches Feedback zu vermitteln, sondern auch unverhohlen begannen, eigene Parallelen zu ihren Lebensgeschichten nicht nur preiszugeben, sondern auch neu und erhellend zu reflektieren. Wir durften erfahren, dass unsere Arbeit nie für möglich gehaltene, neue Perspektiven eröffnete und den Anstoß zu neuer innerfamiliärer Kommunikation plötzlich denkbar erscheinen ließ. In unserem Vorstellungsbuch finden sich reihenweise Sätze wie „Ihr habt mich berührt und ich habe mich erkannt, gefühlt, gelacht und geweint. Ich hätte große Lust mit mit meiner Mutter wiederzukommen“, „Ein so wichtiges Thema. Respekt vor jeder Generation und jeder Frau, die in ihrer Zeit lebte. Sind wir doch alle miteinander verbunden - lernen wir voneinander! Danke für die Zeitreise! Und vielleicht kann eine kurze Gesprächsrunde danach den Faden ein Stück weitergehen lassen?“ und „Vieles hab ich schon mal gefragt, aber das ein oder andere muss ich unbedingt demnächst abfragen. - Danke!“ oder auch von der älteren Generation oftmals Sätze wie „Ich bin 68 Jahre alt. Ich habe mehrfach Tränen in den Augen gehabt, manchmal vor Freude am Erlebtem, manchmal vor Trauer am Erlebten. Das Leben rollte vor mir ab.“ und „Ein Spiegel unserer Geschichte! Vier Schwestern Jahrgang 1943, 1945 , 1948,1956“ und auch Männer schreiben hinterher ins Buch „Auch als Vater war ich mehr als beeindruckt! Vielen Dank!“