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Steinzeit Hautnah / Theater Titanick / Foto © Leon Hirsch
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Wetland / Katharina Senzenberger / Foto © Nathan Ishar
Silke Z. / die metabolisten / Foto © Lucas Aal
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K.I.T.C.H.E.N. / Marlin de Haan / Foto © Bozica Babic
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Praktisch Galaktisch / Daniel Ernesto Mueller / Foto © Heike Kandalowski
CAMPING PARAISO / ANALOGTHEATER / Foto © Nathan Ishar
Recircling / Yana Novotorova / Foto © Heike Kandalowski
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back to the roots / Pottporus e.V. Renegade / Foto © Pottporus e.V.
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commonnorm / TachoTinta / Foto © Michael Zerban

Presseinformation

Dortmund, 17.9.2018

Aus dem Rhythmus der Welt gefallen – Dortmund erlebt mit dem Favoriten Festival elf Tage Experimentelles aus Tanz, Theater, Performance und Musik

Nach elf erlebnisreichen Tagen ging das Dortmunder Favoriten Festival 2018 gestern Abend nach 40 Aufführungen von 18 eingeladenen Gruppen mit einer Auslastung von 91% erfolgreich zu Ende. Das älteste Festival der freien darstellenden Künste in Nordrhein-Westfalen fand in diesem Jahr vom 6. bis 16. September im Dortmunder Norden statt. FAV18 initiierte Begegnungen zwischen Avantgarde und Stadt, zwischen Zirkus und Tanz, Oper und Installation. Vier Gruppen werden von einer unabhängigen Fach-Jury ausgezeichnet.

Fanti Baum und Olivia Ebert, künstlerische Leiterinnen des Favoriten Festivals 2018: „Unser Programm setzt ein deutliches Zeichen für ästhetische und experimentelle künstlerische Arbeiten, die angesichts der zunehmenden Polarisierung politischer Debatten einen Raum für Komplexität und Diskussion schaffen. Die 18 ausgewählten künstlerischen Positionen haben gezeigt, dass die freien darstellenden Künste sich gleichermaßen zu den gesellschaftlichen Gegenwarten positionieren, wie sie Wege ins Unbegangene suchen. Mit Expertise und Dilettantismus lässt sich freies Theater auf Unprobiertes ein, eignet sich Formen und Wissen anderer Disziplinen an und fügt sie zu immer neuen ästhetischen Konstellationen.“

Claudia Kokoschka, Leiterin des Dortmunder Kulturbüros und langjährige Unterstützerin des Festivals: „Dortmund kann stolz sein auf dieses älteste Festival der freien Theaterszene, das hier wieder einmal mit außergewöhnlichen ästhetischen Mitteln den Blick auf unbeachtete oder verschwiegene gesellschaftliche Entwicklungen richtet und kreative Brücken zwischen sich sonst nicht begegnenden Welten baut“.

Harald Redmer, Leiter des NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste: „Wir brauchen frei arbeitende Künstler*innen gerade in politisch schwierigen Zeiten. Freischaffende Künstler*innen verfügen über die Fähigkeit und den Mut, Gesellschaft neu zu denken. Hier geht es um nichts Geringeres als an der Gesellschaft der Zukunft zu arbeiten. Die freien darstellenden Künstler*Innen stellen sich diesem gesellschaftlichen Auftrag. Das Festival hat dies nachdrücklich unter Beweis gestellt."

Standing Ovations und 40.000 EUR Ground Support vom NRW KULTURsekretariat (NRWKS) für unabhängiges künstlerisches Arbeiten

Bereits die Eröffnung Fin de Mission / Ohne Auftrag leben des Bochumer kainkollektiv und der Kameruner Theatergruppe OTHNI sorgte für stehende Ovationen und angeregte Diskussionen über postkoloniale Machtverhältnisse, gesellschaftliche und individuelle Verantwortung. Beispielhaft für ein diverses und mutiges Programm war auch der Konzertabend des Theatermachers Ariel Efraim Ashbel mit Liedern der legendären ägyptischen Sängerin Oum Kalthoum unter Beteiligung von Musikerinnen und Musikern aus NRW im Theater im Depot. Weitere Highlights waren das Projekt mit der Regisseurin Claudia Bosse, deren Stück POEMS of the DAILY MADNESS unter Beteiligung eines Bochumer Chors seine NRW-Premiere auf dem Festival erlebte und die Zusammenarbeit mit dem renommierten Soundkünstler Tarek Atoui, der gemeinsam mit Léo Maurel ein vollkommen neues Instrument entwickelte, das erstmals in einer Ausstellung und einem Konzert in Dortmund aktiviert wurde und demnächst in New York präsentiert wird.

Über die Hälfte der Abende war restlos ausverkauft. Die 18 Stücke aus den Bereichen Theater, Performance, Tanz und Musik begeisterten das Publikum. Internationale Gäste aus Mexiko, Äthiopien, Kanada, Israel und Estland konnten das Festival fünf Tage dank des Internationalen Besucherprogramms des NRW KULTURsekretariats begleiten.

Eine unabhängige Jury, zusammengesetzt aus Anta Helena Recke (Regisseurin), Ingrida Gerbutavičiūte (Tanzwissenschaftlerin und Kuratorin) und Florian Ackermann (Dramaturg), traf nach Ende des Festivals am Montagvormittag die Entscheidung über den vom NRW KULTURsekretariat gestifteten FAVORITEN-Preis GROUND SUPPORT. Ein Preisgeld von jeweils 10.000 Euro erhalten Lea Letzel & Luísa Saraiva, die Gruppe i can be your translator, Overhead Project und Sebastian Blasius.

Der Preis ist in diesem Jahr als GROUND SUPPORT für künstlerisches Arbeiten konzipiert und kann von den Gruppen für ihre kontinuierliche künstlerische Arbeit jenseits projektgebundener Förderung und Antragsstellung eingesetzt werden.
Ähnlich dem bekannten Ground Support in der Theatertechnik, der es als selbsttragendes Traversen-System ermöglicht, in jedem Raum Licht- und Tontechnik anzubringen, soll der Favoriten-Preis GROUND SUPPORT die künstlerische Arbeit der Gruppen unabhängiger von den äußeren Bedingungen machen. Damit setzen das Favoriten Festival und das NRWKS ein Zeichen für den dringenden Bedarf nach mehr projektunabhängiger Förderung in der freien Szene der darstellenden Künste in Nordrhein-Westfalen.

Jury-Statements:
A CONCERT / EIN KONZERT von Lea Letzel und Luísa Saraiva ist eine der seltenen Performances, die wahrhaftig transdisziplinär angelegt sind und somit den Blick einer spezifischen Disziplin nie gänzlich befriedigen. Es ist bemerkenswert, wie durch eine simple in Raum, Sound und Bewegung eingreifende Setzung und vor allem durch die Performer*innenhaltung von Luísa Saraiva, Montserrat Gardó Castillo und Rie Watanabe eine vielschichtige und bezugsreiche Performance entsteht, die gleichzeitig sinnlich und klar ist. Eine konsequente, radikale und reduzierte Performance für 23 Gitarren und drei Frauen.

i can be your translator sind mit ihrer Arbeit Das Konzept bin ich ein doppeltes Wagnis eingegangen. In dem sie sich einem schwierigen Thema stellen; und in dem sie sich zu diesem Thema als Mixed-Ability-Gruppe ernsthaft am kollektiven und gleichberechtigten Arbeitsprozess versuchen. Wir waren beeindruckt und berührt von ihrer Auseinandersetzung, die gleichermaßen Raum für ein gemeinsames Trauern und Gedenken lässt, und trotzdem sehr humorvoll immer wieder in das Hier und Jetzt des Gruppenprozesses und des gemeinsamen Musikmachens zurückfindet.

Overhead Project arbeitet an der Schnittstelle von zeitgenössischem Tanz und Zirkus und erweitert dadurch die Grenzen der Sparten. Sie schaffen in SURROUND durch die emphatischen und feinen Konstellationen der vier Performer*innen und die Positionierungen der Zuschauer*innen vielseitige Bilder des Individuums im Verhältnis zur Gemeinschaft. Fragen nach Machtverhältnissen, Demokratie und Vertrauen im Spannungsverhältnis zu einem schwingenden Turngerät werden am eigenen Leibe spürbar.

Mit seiner hochformalisierten, aber dennoch immersiven und somit starken Setzung eröffnet uns Sebastian Blasius in VANITAS eine Verknüpfung zwischen dem bürgerlichen Mittagsessentisch und dem Horrorgenre. Präzise Ensemblearbeit trifft auf einen Raum der posttraumatischen Erinnerung, der durch unsere Körper und an unseren Körpern erfahrbar wird.

Die nächste Ausgabe des Festivals, das vom NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste gemeinsam mit dem Kulturbüro der Stadt Dortmund veranstaltet wird, soll 2020 stattfinden.

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